Montag, 2. Juli 2012

23. Etappe

Nachtrag zur 22. Etappe:
Es gab gestern im Anstieg noch eine zweite Baustelle. Etwa zwei Stunden nach Ten Sleep waren 5 Meilen der Straße im Bau. Zum Glück war aufgrund des Wochenendes die Baustelle nicht im Betrieb, wodurch die Straße weiterhin zweispurig war. Es war allerdings die Straßendecke bereits entfernt, so dass ich über festgefahrene Erde fahren musste. Kritisch wurde es, wenn Autos überholen wollten, dann musste ich auf den weniger festen Randbereich ausweichen.


23. Etappe:
Um die Strecke nach Gillette nicht unnötig schwierig zu machen habe ich mich heute (So. 01.07.2012) für die Interstate 90 entschieden. Hier in Wyoming darf man diese Autobahnen mit dem Fahrrad benutzen. Das ist auch ziemlich ungefährlich, da der 2.5 m breite Sicherheitsstreifen genug Platz bietet und auch den Autos genug Abstand lässt. Da Sonntag ist, waren auch weniger Trucks unterwegs - ein Sonntagsfahrverbot gibt es natürlich nicht. Auf der Interstate habe ich mich an das Halteverbot (außer in Notfällen) gehalten, weshalb es nur ein Bild gibt.
Die Strecke war deutlich welliger als ich erwartet hatte. Das machte mir zunächst zusammen mit dem Südwest Wind, der auf der zunächst nach Süden führenden Strecke von vorn kam, mächtig zu schaffen. Außerdem spürte ich natürlich auch noch die 22. Etappe in den Beinen.
Die erste und einzige Möglichkeit zur Rast war die Rest Area nach ungefähr der Hälfte der Strecke. Etwa 400m vorher hatte ich einen Platten im Rad des Anhängers. Ich bin dann noch bis zum Schatten der Raststätte weitergerollt. Dort habe ich Fred, einen Radfahrer getroffen der seit 4.5 Jahren mit Unterbrechungen unterwegs ist - dieses Jahr seit Anfang Januar. Er fährt zickzack durch die Staaten. Er hat mir mit seiner Pumpe ausgeholfen. Bei meiner war die CO2-Patrone alle und ich habe beim Wechseln die Pumpe aufgedreht ohne die Patrone vollständig zu entleeren. Vermutlich habe ich sie dabei kaputt gemacht.
Nachdem Wechsel wollte ich noch zur Tankstelle fahren um eine Cola zu kaufen. Freds Akzent habe ich nicht richtig verstanden und habe sein "closed" als "close by" also nah interpretiert. Wir sind dann beide noch von den Thomsons auf Sandwich und Cola eingeladen wurden. Danach habe ich Fred angeboten zusammen weiter zu fahren (er fährt auch in Richtung Osten bzw. South Dakota), was er aber mit Hinweis auf seinen kaputten Knie ausgeschlagen hat.
Rastplatz mit kostenlosen Toilletten


Ich bin dann alleine losgefahren. Die Strecke verlief jetzt gerade nach Osten und der Wind kam deutlich besser von hinten. Dadurch war auch die Welligkeit der Strecke weit weniger schlimm. Nach etwa 10 km hatte ich aber erneut einen Platten am Anhänger - was bedeutet, dass ich hätte flicken müssen, da ich keinen ganzen 16er Schlauch mehr hatte. Im Reifen habe ich eine Tackerklammer (so eine für Holz) und einen ähnlich großen Metallstift gefunden. Ich wollte Flicken und habe dazu eine neue Patrone in die Pumpe geschraubt, die sich dann aber sofort selbstständig entleert hat. Das gleiche ist dann mit meiner letzten Patrone passiert - wie gesagt ich habe die Pumpe vermutlich vorher durch Fehlbedingung beschädigt.
Damit waren dann meine Möglichkeiten stark begrenzt: Ich habe es zunächst mit Reifen ohne Schlauch versucht, was überhaupt nicht gerollt ist. Ohne Reifen ging es etwas besser, allerdings hat das Rad sehr viel Verschleiß gezeigt, so dass ich das dann nach 500m auch gelassen habe.
Es gab also nur noch zwei Möglichkeiten: Trampen oder auf Fred warten. Auf Fred warten habe ich aus mehreren Überlegungen heraus ausgeschlossen. Zum Einen war er mir nicht richtig sympathisch. Ich habe vor Jahren in Cantana auf Sizilien einen Mann gesehen der seit 10 Jahre einen Wagen quer durch Europa zieht um gegen Krieg zu demonstrieren. Der Mann sah eher aus wie ein Penner, als wie ein Demonstrant. Fred hat mich leicht an ihn erinnert. Zum Anderen hat Fred deutlich gesagt, dass er ziemlich langsam ist. Das Reparieren eines der Reifen hätte auch mit einer Pumpe vermutlich mindestens eine halbe Stunde in Anspruch genommen. Damit wäre auch ich nicht mehr vor 18:30 in Gillette angekommen, für ihn wäre es vielleicht sogar knapp geworden noch vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen. Vor Gillette gab es keine sinnvolle Möglichkeit zu campen, abgesehen von der Raststätte in der Mitte der Strecke. Da Fred erwähnt hatte, dass man da campen könnte und das er gerne lange Mittagspause macht, bestand auch die Gefahr, dass er an meiner Stelle heute gar nicht mehr vorbeikommt.
Damit blieb dann bloß noch trampen. Ich habe dann mit meiner Fahne gewunken bis ein älteres Ehepaar mit Wohnmobil aus Gillette angehalten hat - nach weniger als 20 Fahrzeugen - Amerikaner sind schon extrem hilfsbereit und gastfreundlich. Die beiden haben mich dann zum Walmart in Gillette gebracht, wo ich eine neue Pumpe und einen neuen Schlauch bekommen habe. Ich denke, die alte Pumpe bekommt REI bei nächster Gelegenheit, also in Boston, zurück.
Bisher war mir das Prinzip Walmart ja unklar geblieben. Ein Geschäft, in dem man auch am Sonntag alles bekommt, hat jedoch seine Vorzüge, wenn man etwas exotisches wie einen 16er Schlauch braucht. Vermutlich macht Walmart ganz guten Umsatz am Sonntag und ist vermutlich auch deswegen in Deutschland nicht vertreten.
Die Etappe war heute also 30 Meilen kürzer als geplant, daher nur  73.46 km in 3:57:11 (18.58 km/h). Ich hoffe es wird morgen auf dem Weg nach Newcastle nahe der Grenze zu South Dakota mehr.
Bisher war Wyoming der gastfreundlichste Bundesstaat. Trotzdem versuche ich ihn relativ zügig zu verlassen, wie die letzten Etappe deutlich gemacht haben. Dafür gibt es zwei Ursachen: Ich vermute leicht hinter dem Zeitplan zu liegen. Außerdem ist es nicht viel anders als in Nevada und Utah (außerhalb der Metropolian Region um Salt Lake City): Es gibt kaum Bäume, welliges bis bergiges Terrain, wenige und kleine Siedlungen (es sind einfach zu viele Strecken auf denen es 20, 30 oder wie heute 67 Meilen keine Tankstelle oder Supermarkt gibt) und zur Zeit viel grün-gelbes Gras.

Ich bin gerade dabei meine Schläuche zu Flicken. Der eine hat vier Löcher die ich versuche mit drei Flicken zu stopfen. Der andere hat fünf Löcher, für dich ich mindestens 4 Flicken bräuchte - was sich wohl nicht mehr lohnt. Ich werde morgen bei Walmart wohl noch einen Schlauch kaufen und mir bis dahin überlegen, ob es einer mit Selbstheilung wird oder nicht?

(english paragraph)
It was a really bad day. After the half distance from Buffalo to Gillette I had a flat trailer wheel. I repaired it at the rest area under some trees. Shortly after I had the next flat. Unfortunately I broke my pump during the first repair. So I had to hitchhike to Gillette. I remember the guy in San Francisco, who sold me the trailer. We discussed if I can get a tube with a Slaverand velve, so that I can use my pump. He said for 16" tubes there is no other valve then Schraeder (I guess that is true.). And he said, you do not need a pump you can pump up the tube on every gas station in the US. The problem is: For instance in Wyoming (and also in California, Nevada and Utah) you sometimes have a gas station only every 20, 30 or even 67 miles like today. REI will definitely get back the old, broken pump as soon as I passed one of their stores. The only problem is: Either I take a detour through Minneapolis/St. Paul or the next store is in Boston. If I had bought the pump by Walmart it would be much easier ...

Update:
So langsam entwickelt sich auch das Flicken des "besseren" Schlauches zum Albtraum. Drei Flicken haben bisher nicht gereicht, mal sehen wie es nach dem Vierten aussieht. Ich brauch dann morgen auch neue Flicken ...
Endlich dicht?
Update 2:
Es gibt noch einen langsamen Druckverlust im geflickten Schlauch. :-(

2 Kommentare:

  1. Wie viele 16-Zoll-Schläuche hast du denn mit? Schönes Pech aber auch! :-)

    Dafür scheinst du ja mit dem Wind fast immer Glück zu haben. Liegt das Gebiet dort etwa auch in der „Westwinddrift“? :-)

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  2. Ich hatte 2 Schläuche, einem am Rad und einen Ersatz. Nach zwei Platten musste ich also flicken. Jetzt habe ich 2 neue (einer davon verbaut), einer der langsam Luft verliert und einen mit 5 Löchern.

    Ja, die Gegend ist hier in der Westwindzone. Aber das ist kein Glück sondern Planung. Benjamin hatte mich rechtzeitig darauf hingewiesen die vorherrschende Windrichtung zu prüfen. Heute hatte ich wieder ziemlich guten Rückenwind.

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