Samstag, 30. Juni 2012

21. Etappe

21. Etappe
Es ging heute (29.06.2012) von Riverton flussabwärts nach Worland. Dabei ging es 895 ft nach unten, was einem durchschnittlichen Gefälle von 0.19% entspricht. Der erste Teil der Strecke nach Shoshoni war mit leichtem Rückwind und frischen Beinen relativ schnell zurückgelegt.
Im vom Rauch verdeckten Tal liegt Shoshoni
Kurz vor Shoshoni habe ich dieses Bild aufgenommen, auf dem hoffentlich erkennt, dass das Tal des Poison Creeks auch am Morgen noch immer verraucht war. Ganz so schlimm wie es hier aussieht wurde es dann nicht. In Shoshoni roch es etwas nach Rauch, aber man konnte noch immer den Himmel sehen. Ich habe dort an einer Tankstelle zwei Radfahrer aus Israel getroffen. Diese meinten es seien heute die besten Bedingungen seit Tagen. Die letzten zwei Tage sind sie von Casper über Hiland nach Shoshoni gefahren und hätten den Himmel nicht gesehen. Zur Einschätzung, hier in Wyoming liegt die Luftfeuchte tagsüber selten über 10% und Wolken gibt es höchstens als winzige Quellwolken. Das nächste Feuer ist von Shoshoni Luftlinie 70 Meilen entfernt. Ich glaube aber nicht, dass der Rauch von diesem Feuer stammt. Der Windrichtung nach zur urteilen ist es eher das Feuer im Yellowstone und das ist etwa 150 Meilen (250 km) entfernt.
Nach Shoshoni ging es am Boysen Reservoir (benannt nach einem dänischen Einwanderer und Bergwerksbesitzer, der den ersten Damm zur Stromerzeugung für sein Bergwerk anlegen ließ). 
Boysen Reservoir
Danach durchbricht der Wind River die Owl Creek Mountains im Wind River Canyon (mit weiteren Bildern). Der Canyon war relativ beeindruckend, außerdem habe ich auf den ersten Meter die Tunnel nur 2, 3 und 4 seit meiner Ankunft in den USA durchquert. Alle drei Tunnel waren aber sehr kurz.
Wind River Canyon
Nach dem Canyon folgte Thermopolis. Ich habe bei McDonalds ein paar Burger gegessen und was kaltes getrunken. Dabei ist mir aufgefallen, dass es keine gute Idee ist, dass Netbook bei hohen Außentemperaturen in der direkten Sonnen zu betreiben - die Tastatur wird einfach so heiß, dass man nicht mehr tippen möchte. Auf dem Parkplatz zeigte sich dann noch, dass man sich mit einem Deuter-Rucksack als Deutscher oder Schweizer zu erkennen gibt - ich habe ein Paar aus Deutschland getroffen die mit ihrem Wohnmobil im Yellowstone waren.
In Thermopolis gab es einen guten RV Park, den ich ursprünglich nehmen wollte - 90 km sind eine gute Distanz. Allerdings habe ich mich auch wegen dem Feuer nahe Ten Sleep entschieden bis Worland weiter zufahren. Hier ist auch ein sehr guter RV Park (Worland RV Park and Campground: 8 USD + Steuer, Gras zum Campen!). Dabei zeigt sich das Hauptproblem dünnbesiedelter Bundesstaaten, es gibt einfach manchmal 35 Meilen lang keinen Campingplatz. Um genau zu sein, ich habe auch keine Tankstelle und keinen Supermarkt gesehen.
Am Ortsausgang von Thermopolis liegen noch heiße Mineralquellen (Hot Springs State Park). Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und dem Restprogramm habe ich leider nur ein Foto gemacht und auf einen Besuch verzichten müssen:
Heiße Mineralquellen
Die letzten 30 Kilometer vor Worland wurden dann etwas zäh. Es ist am Nachmittag sehr heiß geworden, der leichte Rückenwind war auch weg und 100 km in den Beinen merkt man halt auch.
In Worland habe ich mir bei Larsen's Bicycles neue Schläuche gekauft und dazu eine Radkarte von Wyoming bekommen, die ich sehr gut gebrauchen kann. Außerdem weiß ich jetzt sicher, dass man in Wyoming Interstates mit dem Rad verwenden darf - was an einigen Stellen mangels Alternativen auch notwendig ist.
Insgesamt waren es heute 146.76 km in 7:06:22 (20.65 km/h). So schnell werde ich morgen nicht sein :-(.

Vorschau
Mein Plan für Morgen ist es nach Möglichkeit den Powder River Pass zu überqueren. Es gibt in der Nähe des Passes zahllose Zeltplätze, so dass ich jeder Zeit anhalten kann. Da ich immer noch ein wenig unsicher wegen des Feuers südöstlich von Ten Sleep (hier habe ich keine aktuellen Informationen, also möglicherweise bereits gelöscht) bin, wäre mir ein Zeltplatz auf der anderen Seite des Passes im Windschatten der Berge lieber - am besten natürlich in Buffalo, aber das sind 90 Meilen. Leider gibt es für den Pass kein Profil bei Salite.ch, daher habe ich nur folgendes Foto von der Karte, die ich heute bekommen  habe. Die Meilen sind ab Worland gezählt:
Höhenprofil für Morgen
Die Höhendifferenz zum Pass sind 5605 ft also 1708 m. Die Passhöhe liegt auf 9666 ft oder 2946 m. Damit ist der Pass höher als der Col de l'Iseran oder der Col du Galibier, die ich beide letztes Jahr gefahren bin. Da  ich kein Fan von Übernachten über 2000 m bin, wäre es wirklich gut, wenn ich Buffalo erreiche. Wenn ich mir das Profil so anschaue, dann stört mich die Gegensteigung bei 70 Meilen und das auf und ab bis zur 80 Meilen Marke am meisten.
Bis zur Passhöhe brauche ich etwa 7-8 Stunden, deswegen habe ich den Wecker auf 5:30 5:50 gestellt.

Einige weitere allgemeinere Gedanken/Anmerkungen:

  • Wyoming hat 2/3 der Fläche Deutschlands aber nur etwa 550.000 Einwohner. Es ist also ziemlich dünn besiedelt, um genau zu sein es hat die kleinste Bevölkerungszahl aller US Bundesstaaten und die zweit-kleinste Bevölkerungsdichte nach Alaska (siehe Wikipedia). Das heißt aber auch, dass wenn es in Wyoming 6 Feuer gibt, dann ist das so wie 10 in Deutschland. Mir war bisher aber auch nicht klar, dass der Rauch so weit vom Feuer entfernt noch so dicht sein kann. Das ist es wohl auch, was gemeint ist, wenn man sagt, der gesamte Westen der USA stünde in Feuer.
  • So langsam wird auch mir Google unheimlich. Als ich eben "larsens bi" eingegeben hatte, wusste Google schon, dass ich Larsen's Bicycles in Worland, WY meine. (Gut, meine IP hier auf dem Campingplatz hat sicher eine eindeutige Lokalisierung.)
  • Hunde können ungemein Nerven. Als ich Diamondville den hinteren Schlauch gewechselt habe, kam ein freilaufender Hund auf den öffentlichen Gehweg gelaufen und hat mich angebellt. Mein Fahrrad war natürlich so zerlegt, dass ich nicht fliehen konnte. Er hat dann irgendwann das Interesse verloren, so richtig sicher habe ich mich aber nicht gefühlt.
    Einige Hundebesitzer transportieren ihre Hunde auf den Ladeflächen ihrer Pick-Ups (wovon es hier wieder deutlich mehr gibt als in Utah - gefühlte 80% aller Autos). Auch von den Ladeflächen muss natürlich auf alle Radfahren gebellt werden.
  • Auch die beiden Israelis heute hatten Literatur über Jesus (ich vermute sie haben sie von jemanden bekommen) - ich habe mir die aber nicht andrehen lassen. Ich habe brav geantwortet, dass ich nicht an Jesus glaube.
  • Wenn ich ehrlich bin, habe ich bisher keinen Ort gesehen, an dem ich dauerhaft leben wöllte - vielleicht San Francisco, aber auch da kann der Nahverkehr eigentlich nicht mit einer europäischen Großstadt mithalten. Orte wie Baker, NV oder Farson, WY habe ich gerade so eine Nacht ausgehalten, weil es keine Alternative gab.
  • Schokolade und Orangensaft sind hier exorbitant teuer. Dafür konnte ich heute 44 oz Cola im Becher für 0.72 USD kaufen. Es ist erstaunlich wie schnell man sich an solche Größen (das sind 1.3l) gewöhnt. Wenn es richtig heiß ist und ich 120 km Rad gefahren bin, dann ist das kein Problem so einen Becher in 15 min. zu trinken. Heute bei McDonalds war der Large etwa 0.75l und das kam mir ziemlich wenig vor. Ansonsten sind natürlich die Packungsgrößen im Supermarkt für Radfahrer wie mich vollkommen ungeeignet, was soll ich mit einer Gallone Orangensaft anfangen, der wird doch schlecht bis ich ihn getrunken habe.
  • Meine aktuelle Kette ist jetzt schon über 2500 km alt und noch nicht verschlissen. Sonst habe ich üblicherweise nur 1200-1500 km geschafft.
Update:

  • Es gibt hier in Wyoming Straßen mit 2 Spuren in eine Richtung und einer in Gegenrichtung. Den Fahrzeugen in Gegenrichtung wird jedoch erlaubt die mittlere Spur zum vorsichtigen Überholen zu nutzen.






2 Kommentare:

  1. Hoffe, du bist im Moment grad gut unterwegs; wird ja ne absolute Monsteretappe. 150 Kilometer und 2000 Höhenmeter sind schon ohne Gepäck nicht einfach.
    Aber ich kann es natürlich verstehen, dass du versuchen willst, so schnell wie möglich aus dem Rauch raus zu kommen. Ist sicherlich extrem unangenehm, und gesund auch nicht grad. Ich hab ja sogar gestern hier im Radion von den Waldbränden gehört, allerdings in Colorado (musste natürlich erst nachgucken, wo das im vergleich zu deiner akltuellen Position liegt).
    War mir auch nicht so bewusst, dass das so fast normal ist, im Sommer dort Waldbrände zu haben.

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  2. Lief ganz gut, hat zwar 10 Stunden gedauert, aber ich habe es bis Buffalo geschafft.
    Rauch habe ich heute keinen gesehen, ich habe mich also vielleicht umsonst gestresst. Später in einem eigenen Eintrag mehr.

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